zweiter Beitrag

Bescheidener Nachruf für Sibylle Wagner

In den Jahren 1995 bis 2016 hab ich Sibylle Wagner als Chordirektorin in Bonn erlebt. Ich sang im Extrachor und war fasziniert von der Präsenz, die von dieser Musikerin ausging - sie betrat den Raum, erhob die Hand und absolute Konzentration ging von ihr aus. Ihre Ansprüche waren konsequent, und sie bot ihre Vorstellungen stets mit einem strahlenden Lächeln an.

Ihr Charisma war ansteckend und man vergaß, dass man zu Probenbeginn oft einen vollen Arbeitstag hinter sich gebracht hatte.

Große Präzision, Feinheit, Unerbittlichkeit zeichneten sie aus. Aber auch tiefes menschliches Verständnis.

Und hohe Intelligenz im Umgang mit Menschen.

Sie war ein Mensch, der seine Ziele erreicht.

Ich werde Sibylle Wagner auch als kühne Dirigentin in Erinnerung behalten. Hellmuth Eichner hatte sie mit Pfeil und Bogen portraitiert. "...aus Instinkt", wie er sagte. Das war genau zutreffend. Sie dirigierte JEPHTA in Bonn leidenschaftlich und engagiert.

Die besonderen Eigenschaften einer großen Persönlichkeit bleiben vital vor dem inneren Auge bestehen.

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